Auf Kurs

Zuerst ein phänomenaler Sturmlauf der Euphorie bei der SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz, nun nach drei Landtagswahlen Ernüchterung pur. 3-0  für die CDU titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Montagmorgen: zuerst das Saarland, wo das vermeintliche Merkel-Double Kramp-Karrenbauer ganz zu Recht erfolgreich ihr Mandat verteidigen und ausbauen konnte - wohl auch, weil zu offen mit Rot-Rot-(Grün) geworben wurde. Als Zweites Schleswig-Holstein, wo der Youngster Günther den amtierenden Ministerpräsidenten (und eine gar nicht so unbeliebte Küstenkoalition) überraschend hinter sich ließ - wohl auch, weil dieser sein Privatleben bei der Bunten zu unbedacht Revue passieren ließ. Und nun zum Dritten Nordrhein-Westfalen, wo der Merkel-Getreue Laschet mit der Lindner-FDP die Herzkammer der Sozialdemokratie im Endspurt eroberte - wohl hier aber gerade, weil die bisherige Regierung unter der Landesmutter Kraft schlicht und einfach in vielen inhaltlichen Fragen überfordert war und zu viele Turbelenzen zu erleiden hatte, ob in Fragen der Sicherheit, der Bildung und Wirtschaft.

Drei Mal ginge es nicht direkt um Merkel und Schulz, aber drei Mal war es denn ein Testlauf auch für die beiden mit einer Entwicklung, wie man sie im Januar mit dem damaligen Schulz´ Aufstieg nicht absehen konnte.

Während es Martin Schulz massiv mit der sozialen Frage bei den Bürgerinnen und Bürger versuchte und ein ganz schönes Feuerwerk entzündete, das nun aber für Erste abgebrannt ist, greifen nun bei Angela Merkel genau ihre Stärken, welche in diesen Tagen gefragt sind: Präsenz zeigen, Ruhe ausstrahlen, für Stabilität sorgen und Sicherheit bieten - zumal Deutschland alles in allem mit Blick auf das turbelente Weltgeschehen auf einem guten Kurs ist, was auch die Bürgerinnen und Bürger attestieren. Alles auf Kurs für die Bundestagswahl!?

Im Fußball wäre es für ein eingespieltes, erfahrenes Team mit dieser Taktik eine nicht allzu schwierige Sache, diesen Vorsprung nach Hause zu bringen. Aber es ist nicht Fußball.

Anderseits wäre es ebenso unklug, in Hurra-Manier sich dem Erfolgshype hinzugeben und einen solchen Sturmlauf a la Schulz zu starten. Aber das wären wiederum nicht Merkel und die CDU.

Die viel kritisierte Schlafwagen-Taktik im Wahlkampf 2013 scheint aber gegen einen zwar angeschlagenen Kandidaten Schulz zu wenig und zu gewagt, weil dieser doch mehr Euphoriepotential als ein Steinbrück oder ein Steinmeier besitzt und wohl nicht noch einmal die gleichen Fehler wie Ersterer machen wird.

Es bleibt deswegen spannend - zumal mit einem guten Ergebnis für CDU/CSU noch längst nicht geklärt ist, mit wem man dann koalieren möchte.

Spätestens dann wird man Farbe bekennen müssen. Besser und wichtig ist es für CDU/CSU daher gewiss, selbstbewusst und engagiert in die Bundestagswahl im September zu gehen und sich den inhaltlichen Diskussionen zu stellen, welche der politische Betrieb fordert, und vor allen Dingen neben Merkel und ihrer erfahrenen Truppe neue Gesichter für 2021 in den Vordergrund zu rücken. Schulz und die SPD - mögen sie am Boden liegen - werden noch nicht aufstecken und auch die anderen politischen Kräfte - ob grün oder liberal - in unserem Land sind nicht zu unterschätzen, während man der Linken nur mehr Realitätssicherheit und der AfD ihre weitere Demaskierung bis dahin wünschen kann.

Trotz der vermeintlichen 3-0-Führung ist Vorsicht geboten: Man hat anhand der drei Landtagswahlen  gesehen, welche demoskopischen Verschiebungen in kurzer Zeit möglich sind - zumal dann die 3-0-Führung oder vielleicht besser die drei Testspielsiege aus den Landtagswahlen nichts mehr zählen.

Und trotzdem und gerade mit diesem Bewusstsein: die Union ist ganz fest auf Kurs - gemeinsam CDU und CSU.

Sehr zu begrüßen ist die fast schon geräuschlose Nominierung von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann als CSU-Spitzenkandidat für Berlin. Einen besseren Mann an der Spitze - zumal aus Franken - könnte die CSU aktuell nicht ins Rennen schicken, der nun hoffentlich das erreichen kann, was einem anderen verdienstvollen und guten bayerischen Innenminister - ebenso aus Franken - leider nicht vergönnt war.

Lukas Götz