Es stimmt sehr nachdenklich, was sich gerade in den ersten Tagen nach dem Amtsantritt Donald Trumps in den USA abspielt. Man hatte darauf gehofft, dass "the Donald" präsidialer auftreten würde - aber das keineswegs seit seiner Antrittsrede vor zwei Wochen, statt dessen Tag für Tag neue Aufregung. Nicht nur, dass Trump wenig diplomatisch, ja im Gegenteil ungehobelt auftritt und stets den starken, lässigen Geschäftsmann herausstellt, so ist sein Amtsverständnis noch bedenklicher, allein per Dekret seine aberwitzigen Projekte durchsetzen zu wollen, sich über Drohungen potentielle Partner für seine "Deals" gefällig zu machen und durch sein "America first" die Welt reichlich in Unruhe zu versetzen.
Ist seine Regierungsmannschaft samt Beraterstab noch so grusselig und ist die Empörung noch so berechtigt, sind die USA trotzdem ein demokratischer Staat, wenn auch mit einem merkwürdigen Wahlsystem, das diesen Mann an die Spitze katapultiert hat - aber eben auch ein demokratischer Staat mit Kontrollmechanismen, die nun einer harten Prüfung gegenüber stehen. Deren Wirkkraft hat jedoch eine Bundesrichterin nun schon Trump bei seinem Immigrationsverbotserlass gegenüber Muslimen aufgezeigt und auch auch an beiden Parlamentskammern wird Trump trotz klarer Mehrheistverhältnisse nicht vorbeiregieren können. Zudem regt sich eine nie dagewesene Ablehnung, ja Widerstand im Volk und in breiten Gesellschaftsschichten. Und es gilt zum Glück weiterhin Meinungs- und Pressefreiheit in den USA, mag Trump noch sehr mit "alternativen Fakten" aufwarten. Das zusammen wird Trump in den schon nun nicht mehr ganz vier Jahren ausbremsen, auch wenn jeder neue Tag bis dahin neue Unwägbarkeiten bringen mag.
Bei aller berechtigten Empörung über den mächtigsten Mann der Welt sollte man auf keinen Fall wegen Trump den Stab über den USA als Staat und Land im Ganzen und seinen Menschen im Besonderen brechen. Die USA müssen über Trump hinaus ein wichtiger Partner für uns bleiben. Und bei aller berechtigen Empörung kann die Demokratie in den USA wegen Trump nicht als gefährdet angesehen werden - im Vergleich zu anderen mächtigen und zweifelhafte Staatsmänner, die wesentlich weniger Kontrolle unterliegen bzw. deren Kontrollmechanismen längst ausgeschaltet haben:
- Sultan Erdogan in der Türkei, wo man nur hoffen kann, dass das türkische Volk in dem anstehenden Referendum seine Ablehnung gegen die anstehende Diktatur bekunden kann und wird.
- oder der "lupenreine" Demokrat Putin, unter dem die Opposition ebenso nichts zu lachen hat.
- oder mancher lateinamerikanische, afrikanische oder asiatische Staat bis hin zum Extremfall Nordkorea.
Einzig in der Liste ungenannt bleibt da das demokratische Europa, auch wenn die Entwicklungen in Polen und Ungarn etwa auch kritisch zu beäugen sind. Der Europäischen Union - so schwierig ihr Stand gerade ist - kann gerade aufgrund des Falls Trump berechtigter Weise eine neue Rolle in der Welt zukommen, nämlich als Anführerin und Verfechterin von Freiheit, Demokratie und Frieden. Vielleicht eint der Fall Trump Europa mehr und mehr, wenn der eine oder andere Europäer im Osten oder eine Europäerin auf den britischen Inseln keinen verlässlichen Halt mehr in den USA sieht. Das bleibt als hoffnungsvoller Lichtblick bei all der Empörung.