Die drängende Frage, wer welches CSU-Spitzenamt nun führt, ist geklärt. Wieder eine Doppelspitze also - nach Waigel/Stoiber und Huber/Beckstein nun also Seehofer/Söder, eine Kombination, die der Umstände wegen wohl keiner der Vorangangenen ähneln wird. Auch wenn die beiden, Seehofer und Söder, sich mehr verdeckt als offen in Konfrontation miteinander in der Vergangenheit begegnet sind, scheint sich nun doch eine versöhnliche (Übergangs-)Lösung gefunden zu haben, mit der beide und damit auch die verschiedenen Teile der CSU leben können. So darf man zumindest das Wahlergebnis für Seehofer wie Söder am Parteitag werten. Zumindest personell dürfte damit hoffentlich nun vorerst Ruhe sein. Die ist auch nötig mit Blick auf mögliche Sondierungsgespräche in Berlin und die Landtagswahlen im nächsten Jahr. Da sind Seehofer und Söder, ja die ganze CSU, gut beraten, sich nun auf Inhalte und eine gemeinsame Politstrategie zu konzentrieren, eine gewisse Bodenhaftung und Geschlossenheit zu beweisen, möchte man in Berlin ernst genommen werden und in Bayern unangefochten tonangebend bleiben und damit weiterhin für einen großen Teil der Bevölkerung die erste Wahl sein. Vor allen Dingen geht es darum, die alte große Stärke, das "Näher am Menschen", wiederzubeleben. Das ist viel wichtiger, als ständig das alte Strauß-Mantra, dass es rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe, zu wiederholen.
Nun also Söder und Seehofer gemeinsam. Das kann im Übergang klappen, da Markus Söder wohl der aussichtsreichste Kandidat in der CSU für das Ministerpräsidentenamt ist, der, wenn auch von Geburt Franke, Bayern so selbstbewusst vertreten kann, wie man sich das in der CSU wünscht. Mag er nicht die höchsten Sympathiewerte bei jedem erzeugen, so ist Söder aktuell die stärkste und auffälligste Persönlichkeit in der CSU, welche Landtagswahlen zu gewinnen vermag. Alle anderen potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten wollten nicht oder können es vielleicht auch nicht, ohne Namen zu nennen. Söder hat das Zeug, nicht nur Übergangslösung zu sein.
Eher als Übergangslösung ist hingegen die zukünftige Rolle von Horst Seehofer zu sehen - schon von seinem Lebensalter her. Die Gefahr, mit Seehofer die Landtagswahl im nächsten Jahr ordentlich zu verlieren, wäre groß gewesen. Doch kann Seehofer für die CSU an anderer Stelle, in Berlin, und damit für Angela Merkel noch sehr wertvoll werden. Da kann ein gewiefter, erfahrener, unorthodoxer Mann genau der Richtige sein: einer, der nicht ganz leicht auszumachen ist, mal poltert, mal einen nicht ganz so ernstzunehemenden Satz sagt, aber eben nicht mit verschränkten Armen alles und jeden verbal niederzumachen trachtet, wie es sein Landesgruppenchef Dobrindt in Berlin tut. Konstruktive, unaufgeregte und kompetente Kräfte braucht die CSU in Berlin, die dort regieren und nicht opponiere wollen.
Wer die CSU dann in die Zukunft führt, ist offen. Günstig wäre beim Franken Söder eine Ämterteilung mit einer Bayerin oder einem Bayern - am Besten mit einem, der auch über den bayerischen Tellerrand blicken und entsprechende Erfahrungen vorweisen kann, der in München ebenso ministrabel ist wie in Berlin. Aber nun ist erst einmal Weihnachten und Jahresschluss. Hoffentlich können sich alle Beteiligten noch an ihre Gelöbnisse zu internen Geschlossenheit und versöhnlichen (Übergangs-)Lösung im kommenden Jahr erinnern. Sonst wird es weder etwas mit GroKo in Berlin, geschweige denn mit einem Sieg bei der Landtagswahl.