Bewegte und erregte Tage sind das gerade – besonders in Chemnitz, aber letztlich in ganz Deutschland. Protestmärsche, Demonstrationen, Kundgebungen etc. finden statt. Auf der einen Seite wird Stimmung gegen das „System“ geschürt und werden Worte gewählt, die man nicht mehr in Deutschland zu hoffen hörte. Auf der anderen Seite stehen viele Menschen – von der „großen“ Politik bis zum „kleinen“ Bürger – auf und zeigen Flagge. Eine klare Seiteneinteilung könnte man meinen.
„Wir sind mehr“ posten immer mehr Menschen gerade in den digitalen Netzwerken. Ohne Frage ist die große Mehrheit in Deutschland zum Glück gegen das, was rechtsextreme Gruppierungen veranstalten. Doch scheint die vermeintliche Minderheit nicht ganz so klein und unbedeutend zu sein, wenn man auf die aktuellen Wahlumfragen für die AfD blickt, deren Spitzen teils offen mit Rechtsextremen sympathisieren, teils deren Treiben bagatellisieren, dieses in jedem Fall kaum bis nicht verurteilen.
Man darf stark davon ausgehen, dass viele der (hoffentlich nur) vorübergehenden AfD-Wählerinnen und Wähler gewiss nicht in einer Schublade mit Rechtsextremen gepackt werden wollen. Und wenn man die Wählerabwanderungen an die AfD beobachtet, dann ergibt sich doch noch mehr ein sehr buntes Bild – aus eigentlich alle etablierten Parteien von christlich-konservativ, liberal, sozialdemokratisch bis zu den Linken. Da zeigt sich das Problem mit der „klaren“ Seiteneinteilung in politische Lager.
Daher sind alle demokratischen Parteien gefragt, vor allem die politische Mitte, diese Seiteneinteilung mittig wieder auszutarieren, d.h. im Konkreten diese „vorübergehenden“ Anders- oder Protestwähler zurückzugewinnen. Kein leichtes Unterfangen und auch kein wirklicher Master-Plan, der das schnell bewerkstelligen könnte.
Es ist aber wohl dabei weder hilfreich mit der „rechten“ Faust donnernd auf den Tisch zu hauen, noch den „linken“ Zeigefinger zu erheben.
Lukas Götz