Vor einer Woche wurde der Republik und der Welt von einem Zettel verlesen, dass die von der Mehrheit gewünschte Koalition der neuen bürgerlichen Mitte aus CDU/CSU, FDP und Grünen nicht zustande kommen wird. In den vier Sondierungswochen zuvor hatte es von außen so ausgesehen, als wäre „schwarz“ der stärkste Kontrast zu „grün“; am Ende war es dann wohl „gelb“: Die neu-alte F.D.P. ließ die Gespräche platzen und jagte vielen einen gehörigen Schrecken ein. Die Bundesrepublik stand erstmals in ihrer fast 70jährigen Geschichte ohne Aussicht auf eine stabile Bundesregierung da. Da dreht sich mancher Altkanzler im Grab herum... Bundespräsident Steinmeier sucht seitdem in den Reihen des frisch gewählten Bundestages eine neue Regierung. Hierzu in Kürze mehr. Doch eines zeichnet sich mittlerweile ab: Angela Merkel wird einstweilen Bundeskanzlerin bleiben und die Republik (mit) durch diese schwierigen Wochen führen - gewiss nun unter anderen Vorzeichen, jedoch mit der nötigen Erfahrung, Unaufgeregtheit und Geschlossenheit innerparteilich, welche es nach wir vor oder mehr denn je braucht und die nach wie vor beispiellos scheint - schaut man zum Vergleich nur in andere innen- oder außenpolitische Betriebe.
Doch wer war schuld am Jamaika-Aus? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen; noch in Jahrzehnten werden sich Jounalisten und Historiker auf die verschiedenen Akteure berufen. Doch auf der anderen Seite sollte der Blick nun nach vorne gehen: wenn gewiss nicht mit einem "Weiter so!", aber in jedem Fall mit einem "Weiter!". Der neue Bundestag würde wohl ein "Weiter so!" gar nicht mehr zulassen. Dem kann man sich bewusst sein.