Wahlkampf in der heißen Phase!?

Seit Monaten erleben wir als Zaungäste einen bisher unvergleichlichen Wahlkampf in den USA. Die beiden Hauptkonkurrenten Hillary Clinton und Donald Trump überziehen sich gegenseitig mit Schmutzkampagnen, die ihresgleichen suchen. Mittlerweile sollte bei jedem angekommen sein, dass keiner der beiden eine weiße Weste hat. Dennoch sehen Demoskopen die Ex-First-Lady gegenüber dem selbst im eigenen Lager umstrittenen Immobilien-Mogul im Vorteil. Das kleinere Übel scheint also den Sieg davon zu tragen. Möge das weniger Negative gewinnen.

Doch für was stehen und was wollen eine Präsidentin Clinton vs. ein Präsident Trump? Was sind ihre positiven Zielsetzungen? Was kommt auf die Wähler in den Vereinigten Staaten zu? Was dürfen wir im Westen von den USA künftig erwarten? Was darf die Welt hoffen, was muss sie vielleicht sogar befürchten? Solche positiv formulierten Inhalte standen nie richtig im Fokus des Schlagabtausches zwischen diesen beiden Kontrahenten. Dessen ungeachtet ringen sie natürlich bis zuletzt mit harten Bandagen um jede Wählerstimme.

Doch am Mittwochmorgen ist es ja endlich vorbei – oder? Bei den bisherigen US-Wahlen war das zumindest immer so. Doch wer weiß: Vielleicht geht die Schlammschlacht weiter. Vielleicht sucht der mutmaßlich unterliegende Trump weiterhin die Auseinandersetzung, um seinem Unmut über die eigene Niederlage Luft zu machen. Fairness und Aufrichtigkeit als Voraussetzung für ein funktionierendes Miteinander sehen anders aus.

Im Gegensatz zu den USA liegt die nächste heiße Wahlkampfphase in Deutschland noch in einiger Ferne. Zumal ein solcher Wahlkampf mit solchen Spitzenkandidaten für das Amt des Bundeskanzlers ohnehin undenkbar scheinen. Selbst die für hiesige Verhältnisse glühend heißen Wahlkämpfer Schmidt vs. Strauß 1980 wirken im Vergleich fast schon wie Waisenknaben. Und auch Schröder oder Steinbrück waren recht ruhige und fast schon langweilige Wahlkämpfer im Vergleich.

Doch der Startschuss zum nächsten Bundestagswahlkampf scheint schon gefallen zu sein.

Noch ist zwar offen, wer gegen wen als Kanzlerkandidat antreten wird. Die Zustimmung für Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm in den vergangenen Wochen erfreulicher Weise wieder zu. Zudem plädieren nicht nur viele gewichtige Stimmen aus dem eigenen Lager – in der CDU offen und recht geschlossen und in der CSU gerade noch etwas im Verborgenen –, sondern auch von anderer Seite für eine Regierung Merkel IV, wie man vom grünen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann vergangene Woche vernehmen durfte. Anderseits hätte Angela Merkel die Gelegenheit, als erste Bundeskanzlerin überhaupt aus freien Stücken nach zwölf durchaus erfolgreichen und guten Jahren an der Spitze abzutreten.

Lassen wir uns überraschen und hoffen wir vor allem auf eine sachliche politische Auseinandersetzung im kommenden Jahr bis zur Bundestagswahl. Clinton vs. Trump sollte man sich nicht als Vorbild nehmen.

Eines scheint sowieso sicher: In Margetshöchheim wird sich auch nach den US-Wahlen die Welt weiter drehen und der Main gen Frankfurt fließen  ;-), aber gespannt werden viele auch bei uns am Mittwochmorgen aufwachen.